Friedrich Johann Justin Bertuch

Verleger, Schriftsteller, Übersetzer und Unternehmer

Geboren wurde Friedrich Johann Justin Bertuch am 30. September 1747 in Weimar als Sohn des Garnisonsarztes Justinus Bertuch. Der Vater stand in Diensten von Herzog Ernst August Konstantin. Er entstammte einer alten Familie, die schon seit dem 15. Jahrhundert in Thüringen lebte. Bertuch wuchs in einem wissenschaftlich und geistig anregenden Umfeld auf.

Mit 14 Jahren wurde Bertuch Vollwaise. Sein Onkel Gottfried Matthias Schrön nahm ihn bei sich auf. Dieser gab seit 1757 die Lokalzeitung "Weimarische Anzeigen" heraus. Die ersten Erfahrungen für seinen späteren Lebensweg dürfte Bertuch in jener Zeit gewonnen haben.

Bertuch zeichnete sich schon auf dem Gymnasium durch sein hohes Kunstverständnis aus. Er machte seinen Abschluss mit Auszeichnung. Von 1765 bis 1769 studierte er Theologie an der Landesuniversität in Jena, wechselte dann aber zu Jura. Am meisten interessierte ihn jedoch Literatur und Naturgeschichte. Er sammelte Pflanzen und schrieb Gedichte.

Als Bertuch 1769 den Freiherrn Ludwig Heinrich Bachoff von Echt kennenlernte, brach er sein Studium ohne Examen ab und nahm eine Stelle als Hoflehrer seiner Söhne auf dem Gut Dobitschen bei Altenburg an. Von Echt hatte einen großen Einfluss auf seine Entwicklung als Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber. Er ermunterte ihn zur Herausgabe eigener Werke und machte ihn mit der spanischen Literatur vertraut. Bertuch lernte in wenigen Wochen Spanisch und machte sich an die Übersetzung von Cervantes "Don Quijote". Tage und Nächte arbeitete er daran und wurde darüber sehr krank. Gleichzeitig aber legte er mit dieser Fleißarbeit den Grundstock zu seinem Vermögen. Er übersetzte nicht nur spanische, sondern auch englische und französische Literatur.

1773 kehrte Bertuch aus gesundheitlichen Gründen als freier Schriftsteller nach Weimar zurück. Dort verkehrte er mit dem Hofkapellmeister Ernst Wilhelm Wolf und seiner Frau, der Tochter des berühmten Konzertmeisters Franz Benda, sowie mit dem Schauspielerehepaar Abel und Friederike Seiler, dem Schauspieler Konrad Ekhof und dem Gymnasialprofessor Johann Karl August Musäus. Zugang zum Weimarer Hof erhielt er durch Christoph Martin Wieland, der als Prinzenerzieher am Weimarer Hof tätig war und den "Teutschen Merkur" herausgab. Dort konnte Bertuch bald mitarbeiten. Seine Übersetzung des von der Herzogin Anna Amalia in Auftrag gegebenen Trauerspiels "Ines de Castro", geschrieben von Houdard de la Motte, aus dem Französischen wurde ein großer Erfolg.

1775 berief ihn Herzog Carl August zum Geheimsekretär und Schatullverwalter. Sofort machte er sich an die Sanierung der Staatsfinanzen. Das brachte ihm wenig Freunde am Hof ein, denn dort war Geist wichtiger als Geld. Wenn man trotzdem welches brauchte, borgte man es sich zähneknirschend bei Bertuch. Dem blieb für seine literarische Arbeit nun mehr kaum Zeit.

Bertuch ging es vor allem darum, Sitten, Geschmack und Lebensstil seiner Zeitgenossen zu verbessern. Sein Credo war, dass bürgerliches Selbstbewusstsein am besten gedeihe, wenn man schon den Kindern genügend Freiheit beim Spielen und Lernen ließe. Wichtig war ihm, bezahlbare und robuste Bilderbücher herauszubringen und so die Kleinen "ihren Verstandeskräften angemessen" ins Reich des Wissens einzuführen.

Er engagierte sich auch für die Einrichtung einer Zeichenschule. Sie wurde 1776 im Weimarer Roten Schloss eröffnet. 1788 übernahm Goethe die Leitung. Bertuchs Anliegen war es, jedem Bürger, ob arm oder reich, die Möglichkeit zu bieten, seine handwerklichen Fähigkeiten zu verbessern und seine Talente zu fördern.

1778 baute Bertuch eine Schleifmühle zu einer Papier- und Farbenmühle um. Dadurch stellte er seinen Unternehmungsgeist, seine Weitsicht und seine kaufmännischen Fähigkeiten unter Beweis, denn jetzt konnte er seine Werke selbst verlegen. 1780 wurde sein Haus am Weimarer Baumgarten errichtet, ein Riesenbau, so groß, dass er Wohnung, Manufaktur, Verlag und Druckerei unter einem Dach vereinigen konnte. Zwei Jahre später kam die Fabrik für Kunstblumen dazu. Diese Fabrik stellte in der damaligen Zeit eine touristische Sehenswürdigkeit dar, da die dort hergestellten Blumen, Rosen und Veilchen aus Samt und Seide, täuschend echt aussahen und in ganz Deutschland reißenden Absatz fanden. Zehn Frauen waren dort beschäftigt, unter ihnen Christiane Vulpius, Goethes spätere Frau.

Seit 1786 gab Bertuch das "Journal des Luxus und der Moden" heraus. Darin wurden außer Kunstblumen auch technische Neuerungen angepriesen, und es bot den Lesern Unterhaltung und Belehrung.

1791 erhielt er das fürstliche Privileg, das Weimarer "Landes-Industrie-Comptoir" zu gründen. Er erhielt dadurch die Möglichkeit, die Landesindustrie zu fördern, geschickte Arbeiter auszubilden und den Wohlstand zu steigern. So war er in der Lage, zahlreiche Arbeiter zu beschäftigen und dadurch Drucker, Karthographen und Künstler unter einem Dach zu versammeln. 1800 gründete er eine eigene Druckerei und zahlte überdurchschnittliche Löhne. 1806 bis 1815 geriet der Bertuchsche Verlag durch den Ausbruch von Kriegshandlungen in eine schwere Krise, konnte sich danach aber wieder stabilisieren. Bertuch nutzte die Pressefreiheit in Sachsen-Weimar-Eisenach und publizierte neue politisch-kulturell als auch wissenschaftlich-historisch orientierte Zeitschriften bis zur Übergabe des Verlags an seinen Schwiegerson Ludwig Froriep im Jahr 1817.

Die letzten Lebensjahre verbrachte Bertuch zurückgezogen. Er starb am 3. April 1822 in seiner Geburtsstadt Weimar.

Bertuch besaß alle Merkmale eines heutigen erfolgreichen Managers: Selbstbewusstsein, Einfallsreichtum, Flexibilität und ein Gespür für die Marktlage. Er betrieb ein modern anmutendes Selbstmanagement, dass es ihm ermöglichte, Arbeits- und Mußestunden unter einen Hut zu bringen. Familie und Freunde kamen nie zu kurz.

Auf mehreren Feldern will der neue Bertuch-Verlag die Initiativen und Projekte seines Namensgebers fortführen.